Was passiert im Wald?

Jedes Jahr wird in der sogenannten Waldzustandserhebung geprüft, wie es den deutschen Wäldern geht. Ein zentraler Indikator dabei ist die Kronenverlichtung – also der Verlust von Blättern oder Nadeln. Je dichter und geschlossener die Baumkrone, desto gesünder ist der Baum. 

Doch seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 zeigt sich: Der Zustand unserer Wälder verschlechtert sich kontinuierlich.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. 

Meist ist es eine Mischung aus Hitze, Trockenheit, Schädlingen und Stürmen. Der Klimawandel verschärft diese Probleme zusätzlich: Der Regen fällt zunehmend im Winter, während es in der Wachstumszeit im Frühjahr und Sommer oft viel zu trocken ist. Das führt zu akutem Wassermangel, der sich auf das Wachstum, die Fruchtbildung und die Widerstandskraft der Bäume auswirkt. Um Wasser zu sparen, reagieren viele Bäume mit dem Abwerfen von Blättern oder Ästen – ein klares Zeichen von Stress.

Solche geschwächten Bäume sind besonders anfällig für Schädlinge und Pilze. Ein bekanntes Beispiel ist der Borkenkäfer, der sich nach Trockenphasen oder Stürmen rasant vermehrt und selbst zuvor gesunde Bäume befallen kann. Höhere Temperaturen verlängern die Aktivitätszeiten vieler Insekten und ermöglichen zusätzliche Vermehrungszyklen – mit potenziell dramatischen Folgen. 

Vor allem Fichten sind betroffen: Für sie ist es inzwischen in vielen Regionen zu trocken. Sie sterben auf großen Flächen ab, weil sie sich nicht mehr ausreichend gegen diese neuen Bedingungen wehren können.

Zudem zeigt sich, dass viele Bäume heute nicht mehr so alt werden wie früher. Krankheiten, Trockenstress und Schädlingsdruck setzen ihnen zunehmend frühzeitig zu. Das hat nicht nur Folgen für die Holzqualität, sondern auch für die Artenvielfalt: Alte Bäume bieten vielen Tier-, Pilz- und Insektenarten wichtige Lebensräume, etwa in Höhlen, Spalten oder Totholz. Wenn diese Strukturen fehlen, verschwinden auch viele spezialisierte Arten.

Die Antwort auf diese Herausforderungen liegt in der Vielfalt. 

Ein stabiler und zukunftsfähiger Wald besteht aus vielen unterschiedlichen Baumarten. Jede Art hat eigene Stärken, Schwächen und Standortansprüche. Manche bevorzugen Licht, andere Schatten. Manche gedeihen in Trockenheit, andere in Feuchtigkeit. Diese Mischung erhöht die Chance, dass zumindest einige Arten mit den veränderten Bedingungen zurechtkommen – selbst wenn andere ausfallen.

Gleichzeitig braucht ein gesunder Wald Strukturvielfalt: Bäume verschiedener Altersklassen sollten nebeneinander und übereinander wachsen – von winzigen Keimlingen bis zu alten Riesen. Auch abgestorbene Bäume gehören dazu. Sie schaffen Raum für Neues, dienen als Lebensraum für viele Arten und versorgen den Boden mit wichtigen Nährstoffen. Stirbt ein Baum, stehen oft schon junge Bäume bereit, seinen Platz zu übernehmen – hoffentlich besser angepasst an das Klima von morgen.